29.07.1959 Hans H. Schomburgk erhält die Ehrenbürgerschaft
Ehrenbürgerrecht an
Hans Herrmann  Schomburgk

Beitrag Uli Vogel, Veranstaltung des Altertums- und Verkehrsverein Querfurt und Umgebung e.V.
am 27. Juli 2017, Bildersaal der Burg Querfurt

Der Forschungsreisende Hans Schomburgk wurde nicht in Querfurt, sondern 1880 in Hamburg geboren. Und doch hat er sich Querfurt Zeit seines Lebens verbunden gefühlt. Die Vorfahren Hans Schomburgks waren im ausgehenden 17. Jh. bis ins 18. Jh. Bürgermeister, Ratsherren oder Advokaten in Querfurt. Die Linie, aus der Hans Schomburgk stammt, zog später nach Freyburg an der Unstrut. Sein Vater war Architekt in Hamburg. Weitere Vertreter der Freyburger Linie betätigten sich ebenfalls als Forschungsreisende und waren angesehene Handelsherren, ein Onkel war Pfarrer in Freyburg. Hans Schomburgk besuchte als junger Mensch oft seinen Onkel in Querfurt in der heutigen Nebraer Straße. Daher rührt auch seine Liebe zu Querfurt (obwohl manche sagen, er sei wegen der hübschen Mädchen oft in Querfurt gewesen). Hans Schomburgks „Karriere“ begann schon mit 17 Jahren, als er das erste Mal nach Afrika reiste. Es zog ihn in die weite Welt und letzlich gaben seine Eltern nach. Sie schickten ihn nach Afrika auf eine Farm, wo er arbeiten sollte.

1927 wurde Hans Schomburgk vom Altertums- und Verkehrsverein erstmals nach Querfurt eingeladen und hielt im Gasthof „Zum goldenen Stern“ seinen ersten Vortrag. Aber schon 1925 lief im Querfurter „Lichtspielhaus“ der Schomburgk-Film „Mensch und Tier im Urwald“. Den erklärenden Vortrag dazu hielt seine Schwester Helene Schomburgk. Und so war Schomburgk den Querfurtern schnell ein "uter Bekannter".
Von 1946 etwa bis 1948 war Hans Schomburgk Mitglied im „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ der DDR.

Seine letzte Afrikareise machte er 1956 mit 76 Jahren. In dem Jahr erhielt er in der Bundesrepublik das Bundesverdienstkreuz. Auch als betagten Forscher zog es Hans Schomburgk immer wieder nach Querfurt, wo er gerne seine Vorträge hielt und seine Filme über Afrika zeigte.  

In einem Eintrag von 1958 im Gästebuch des Hotels „Zum Goldenen Stern“ kann man folgenden Text lesen:
          
„Querfurt ist die Stadt meiner Ahnen und Väter, auch für mich eine Heimatstadt“.

Aus seiner umfangreichen Forschertätigkeit übereignete er Teile seiner geretteten Sammlung der Stadt und dem Kreis Querfurt (ein großer Teil seiner privaten Sammlung fiel im II.Weltkrieg den Bombenangriffen auf Berlin zum Opfer).

In seiner Schenkungs-Erklärung zu diesen übereigneten Teilen heißt es:

Der Kreisstadt Querfurt, als der jahrhundertelangen Wirkungsstätte meiner Vorfahren, übergebe ich hiermit die bereits nach dort gebrachten afrikanischen Sammelstücke. Mit diesen Stücken soll im Kreismuseum eine Schomburgk-Schau aufgebaut werden.
Ich erkläre mich weiterhin bereit, zu gegebener Zeit diese Sammlung durch die Zurverfügungstellung weiterer Materialien (Reisebilder, Sammelgegenstände, Bücher usw.) zu erweitern. Ich hoffe und wünsche, dass ich damit für die Kreisstadt einen kulturellen Punkt schaffe, der eng mit der Geschichte der Familie Schomburgk in Verbindung steht.
Querfurt, den 29.Juli 1959
                                                       gez. Hans Schomburgk

1931 Afrikanische Familie in Liberia
29.07.1959 Bildersaal der Burg Querfurt, Festveranstaltung Hans Schomburgk erhält die Ehrenbürgerurkunde der Sadt Querfurt
Autogrammstunde
mit Hans Schomburgk
29.07.1959
Schomburgk bedankt sich für die ihm
zuteil gewordene Ehre
Die Veranstaltung zur Verleihung des Ehrenbürgerrechtes an Hans Schomburgk fand am 29. Juli 1959 im Bildersaal des Museums statt. Aus diesem Anlass wurde die Afrikasammlung Schomburgks zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, d. h. die Anwesenden bei dieser Veranstaltung konnten sich die Sammlung anschauen.   Die Sammlung wurde auf Anregung des betagten Forschers später noch erweitert. Dies bezog sich auf Foto- und Filmnegative seiner Reisen. Auch nach der Verleihung der Ehrenbürgerwürde kam Hans Schomburgk noch mehrmals nach Querfurt. Vom Oktober 1959 liegt ein Telegramm vor, in dem er anfragt, ob der 15. Oktober als Termin für einen Farblichtbildervortrag im Museum feststeht:


TELEGRAMMBürgermeister
26  10  59   7. 15 Rathaus Qu.
Telegramm aus  Berlin 23/2225.22.05
Erbitte umgehend Drahtbescheid an
Hotel Adria Berlin Friedrichstraße  ob Termin
November für Farblichtbildervortrag für
Museum fest ist
Schomburgk

In einer Rückantwort teilt ihm Bürgermeister Leicht mit, dass der Termin 15.Oktober steht. Gleichzeitig fragt er an, wie lange Schomburgk in Querfurt bleiben will, da man noch weitere Vorträge im Kreis organisieren will:

Antwort:
Vortrag für 15. liegt fest. Erbitten Mitteilung, wie/lange in Querfurt,
da weitere Vorträge im Kreis organisiert werden sollen.
- Leicht -

Die Schizophrenie, die sich aus der Teilung Deutschlands ergab, zeigt ein Schreiben des Bürgermeisters Leicht und des Sekretärs der Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse Klowsky an die Grenzorgane der DDR:

- Bürgermeister -
  - 01-01/11 -

Herr Professor H a n s  S  C H O M B U R G K  ist
seit Juli dieses Jahres E h r e n b ü r g e r  der Stadt
Q u e f u r t.
Damit er seine Vortragstätigkeit im Stadt- und Kreisgebiet
ungehindert durchführen kann, wird gebeten, ihn beim Passieren
der Grenzkontrollpunkte weitgehendste Unterstützung zu gewähren.


(Klowsky)                                                                  (Leicht)
-Sekr.d.gesellschaft z.Verbr.                             - Bürgermeister -
Wissensch.Kenntnisse-

Soviel ich weiß, brachte er weitere Gegenstände seiner Sammlung mit. Man wollte, dass er keine Schwierigkeiten an der Grenze bekommt, ihm die Gegenstände vielleicht abnimmt.
Hans Schomburgk starb am 26. Juli 1967 in Berlin.
Wir, also unser Verein, hoffen, irgendwann einmal ein Stadtmuseum einrichten zu können, um darin Hans Schomburgk gebührend ehren zu können.

Uli Vogel, Juli 2017
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Leider ist diese Ausstellung nicht mehr zu sehen. Sie wurde im Zuge des inneren Umbaues des Museums (1000 Jahre Tod des Heiligen Brun) abgebaut und nicht wieder (als nicht so bedeutend?) aufgebaut.

Die Übereignung der Sammlung nahm die Stadtverordnetenversammlung Querfurt zum Anlass, Prof. Hans Schomburgk 1959 das Ehrenbürgerrecht zu verleihen.  Wir als gelernte DDR-Bürger wissen, dass das nicht so ohne weiteres ging, denn Hans Schomburgk war ja Bürger Westberlins.

Aus einem Schreiben des damaligen Bürgermeisters Schott an das Büro der SED-Kreisleitung geht hervor, dass die Stadt das nicht allein entscheiden konnte und der Bürgermeister der Stadt Querfurt Schott verfügte auf dem Dienstweg:


- Bürgermeister -
Verf.g
An das
Büro der Kreisleitung der SED
zu Hd. d. Genossin Krieg -
Q u e r f u r t

Werte Genossen!
Anliegend übersenden wir die Bürovorlage übe die Verleihung des
Ehrenbürgerrechtes an den Afrikaforscher Hans S c h o m b u r g k.
Dieserhalb ist unsererseits Rücksprache mit dem Rat des Bezirkes
erfolgt und es wurde von dort darauf hingewiesen, daß staatsrecht-
lich keine Bedenken bestehen. Nach vorheriger Konsultation der Be-
zirksleitung muß jedoch eine Befürwortung des Büros vorliegen.
Diese Vorlage erscheint auf Grund der bereits erfolgten Rücksprache
des Genossen Wendt mit der Genossin Krieg.
Wir bitten unsererseits zusammenfassend, rechtzeitig darüber zu
beraten und zu entscheiden, damit wir, die für den 28.7.1959 ange-
setzte Parlamentssitzung durchführen können.

Wvl. Am 28.7.1959                            Mit sozialistischem Gruß!
                                                              gez. Schott - Bürgermeister -

- Bürgermeister -

An das
Büro der Kreisleitung der SED
Q u e r f u r t

Betr.:
Verleihung des Ehrenbürgerrechtes an den Afrikaforscher
           Hans S c h o m b u r g k

Werte Genossen!
Entsprechend einer Empfehlung des Ministeriums für Kultur hat der Rat der Stadt Querfurt vor, dem Afrikaforscher Hans S c h o m b u r g k das Ehrenbürgerrecht zu verleihen.
Mit dieser Verleihung sind keine Vorteile irgendwelcher Art verbunden, es dreht sich nur darum, mit dieser Verleihung einen Mann  auszuzeichnen, der durch sein bisheriges Schaffen und durch die
Überlassung eines großen Teils seiner Sammlung an den Kreis sich besondere Verdienste erworben hat.
Weiter heißt es:

Wenn der heute 79-jährige über den Rundfunk und durch die Presse immer wieder betonte, daß er sich für die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes über die Konföderation der beiden deutschen
Staaten einsetzt, wenn er großes Interesse an der Entwicklung unseres Arbeiter- und-Bauern-Staates zeigt, dann bedeutet dies für uns doch , daß Hans Schomburgk in den Lebensfragen unseres
Volkes weiß, wo die Zukunft liegt. Die Schenkung an die Stadt und den Kreis dokumentiert, daß er sich im Klaren ist, in welchem Teil des Vaterlandes der Wissenschaft blüht, in welchem Teil des Vaterlandes der Wissenschaft eine neue und herrliche Perspektive gegeben ist.

Wir bitten, den Antrag auf Verleihung der Ehrenbürgerrechte an Hans Schomburgk zuzustimmen. Es ist vorgesehen, die Verleihung selbst unter Teilnahme der Bevölkerung in der Zeit zwischen dem
26. und 30. Juli 1959 vorzusehen. Bei diesem Festakt soll auch der Bevölkerung zum ersten Mal Gelegenheit gegeben werden, die übergebenen Gegenstände anzuschauen.

                                                                                                          Mit sozialistischem Gruß!
                                                                                                                    gez. Schott
                                                                                                                  -Bürgermeister -
Bürgermeister Schott überreicht Ehrenbürgerurkunde